Neue Westfälische – Wie zwei große Salzkottener heute noch die Stadt beglücken

Salzkotten

Wie zwei große Salzkottener heute noch die Stadt beglücken

Die Felix-und-Hedwig-Klingenthal-Stiftung steht für 15 Jahre soziales Engagement vor Ort. Bedürftige erhalten jährliche Zuwendungen. Jetzt gab es eine üppige Spende.

Johannes Büttner
07.08.2022 , 03:30 Uhr

Salzkotten. Felix und Hedwig Klingenthal waren Menschen mit Format und großem sozialen Engagement. Die Geschäftsleute waren in Salzkotten eine Institution. Felix Klingenthal hatte einen Bekanntheitsgrad der weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Salzkotten hinausging. Der Kaufmann war unter anderem Ehrenbürger der Stadt Salzkotten und von Seefeld in Tirol, er war der letzte Landrat des Altkreises Büren, er war Kreisschützenoberst, langjähriger Brudermeister der Sälzer St.-Johannes-Schützenbruderschaft, Gründungsmitglied der Bank für Kirche und Caritas und vieles mehr.

Nach dem Tod Felix Klingenthals mit 83 Jahren im April 2002 gründete seine Frau Hedwig die Felix-Klingenthal-Stiftung. Zielsetzung der Stiftung ist es, in Not geratene Einwohner Salzkottens durch Zuwendungen zu unterstützen. Im Detail trifft dieses zu auf hilfsbedürftige Menschen über 60 Jahre, hilfsbedürftige Alleinerziehende, anerkannte soziale Einrichtungen der Stadt, hilfsbedürftiger Personen, die keinen gesetzlichen Anspruch oder sonstige Ansprüche auf soziale Hilfeleistungen haben.

Das bereit gestellte Stiftungskapital in Höhe von 300.000 Euro wurde bis 2019 durch Zustiftungen auf eine Million Euro erhöht. Da Hedwig Klingenthal die Stiftung als Alleinerbin eingesetzt hatte, stieg das Stiftungskapital nach ihrem Tod im Juli 2019 auf mehr als vier Millionen Euro an. Durch die Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Stadt und dem Jobcenter in Paderborn konnten seit 2007 bis einschließlich 2021 mehr als 500.000 Euro an hilfsbedürftige Menschen und unterstützungswürdige Institutionen zugewendet werden.

Großneffe arbeitet im Vorstand

„Beides war nur möglich durch die engagierte Zusammenarbeit zwischen dem Sozialamt und dem Jobcenter, dessen Hilfeleistungen an dieser Stelle ausdrücklich hervorzuheben ist“, sagte Rechtsanwalt und Notar Frank d’Alquen, der seit 2018 als Nachfolger von Gerhard Haase und Franz-Josef Binn Vorsitzender der Stiftung ist. Stellvertretender Vorsitzender ist mit Stefan Müller ein Großneffe der Stifter. Mitglieder des Beirats sind Salzkottens Bürgermeister Ulrich Berger, Brudermeister Conrad Möller, Veronika Rohde sowie Rechtsanwalt und Notar i.R. Karl d’Alquen.

 

Über 5.000 Euro von der Felix-und-Hedwig-Klingenthal-Stiftung freut sich die Salzkottener Speisekammer. Bei der Scheckübergabe sind dabei (v. l.): Bürgermeister und Stiftungsbeiratsmitglied Ulrich Berger, Karl d’Alquen (Beirat), Bernd Sprenger (Speisekammer), Frank d’Alquen (Stiftungsvorsitzender) und Brudermeister Conrad Möller (Beirat). | © Johannes Büttner

Dass die Stiftung ihr Kapital aktienbasierend angelegt hat, habe sich 15 Jahre nach der Gründung als der richtige Weg erwiesen, heißt es vom Vorstand. So könnten heute jedes Jahr 160.000 bis 180.000 Euro an Beträgen ausgewiesen werden. „Es war nicht leicht, die Bezirksregierung als Anerkennungsbehörde der Stiftung von diesem Weg zu überzeugen, denn es gilt, das Stiftungskapital zu erhalten und es keiner Spekulation auszusetzen. Aber wir haben es damals geschafft“, sagt Karl d’Alquen, der Hedwig Klingenthal einst zur Stiftungsgründung riet.

Von einer guten und unkomplizierten Zusammenarbeit spricht auch Bürgermeister Berger: „Die bedachten Personen empfinden es sehr segensreich, wenn sie kurz vor Weihnachten eine Geldzuwendung bekommen.“ Dabei werde die Zuwendung in Form von Stadtgutscheinen übergeben, so dass das Geld auch wieder dem heimischen Handel zufließt. 150 Euro sind in der Regel der Höchstbetrag pro Person und Jahr. In den Corona-Jahren sei aber noch eine Extrazuwendung geflossen. Im Stadtgebiet Salzkottens gebe es derzeit rund 250 Bedürftige.

Über eine Zuwendung aus der Felix-und-Hedwig-Klingenthal-Stiftung in Höhe von 5.000 Euro freut sich aktuell die Speisekammer Salzkotten. Durch den Zuzug von Bürgerinnen und Bürgern aus der Ukraine – in Salzkotten leben aktuell 330 Kriegsflüchtlinge – habe sich die Zahl der Bedürftigen um zwei Drittel erhöht, sagte Bernd Sprenger von der Speisekammer. Rund 500 Menschen würden einmal pro Woche von den ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern der Speisekammer mit Lebensmitteln versorgt.